3.000 km Jakobsweg mal anders: mit Pferd Go-Go bis Santiago de Compostela
Shownotes
https://www.berghotel-hoher-knochen.de
https://www.berghotel-hoher-knochen.de/urlaub-mit-hund/
Moderation:
Thorsten Hup (Journalist)
Schnitt und Bearbeitung:
Tonstudio Moritz Maier
Aufgenommen mit Track E´s von Tentacle Sync
Sprecher Intro & Outro: Sven Weikam https://weikam-medien.de
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00:00:00: Für mich persönlich war die Grundmotivation.
00:00:02: Ich wollte einfach mal was anderes machen.
00:00:04: Ich wollte rausfinden, wo sind meine Grenzen?
00:00:07: Wir machen ja auch beide viel kirchliche Arbeit.
00:00:09: Der christliche Aspekt spielt da auch mit rein.
00:00:12: (Düstere Musik)
00:00:13: Egal, was jetzt noch im Leben für Herausforderungen kommen,
00:00:19: es immer so sein wird, dass wir uns selber sagen können,
00:00:22: wir haben das geschafft, egal, was jetzt noch kommt,
00:00:25: fast alles davon mache ich mir keine Sorgen, das schaffen wir auch noch.
00:00:29: (Düstere Musik)
00:00:30: Ja, wie soll man sagen, es ist irgendwie schönste Romantik.
00:00:35: So ein ganz kein bisschen Thriller, Krimi.
00:00:38: Aber vor allem Doko in Realform, die ihr da erlebt habt.
00:00:42: (Düstere Musik)
00:00:43: Wir waren noch sehr einig, gerade die Eindrücke aus der Natur,
00:00:49: der Sonnenaufgang am Morgen, der Sonnenuntergang.
00:00:52: Das sind so besondere Momente,
00:00:54: die auch einfach sich nicht abnutzen in der Erfahrung.
00:00:56: (Düstere Musik)
00:00:59: Walk and Talk, Begegnungen am Berghotel Hoher Knochen.
00:01:02: (Düstere Musik)
00:01:03: So, es ist wieder Zeit für eine neue Walk and Talk-Podcastfolge.
00:01:09: Ich freue mich heute vor allem,
00:01:11: dass ich gleich mal wieder zwei Gäste an den Mikrofonen habe.
00:01:14: Annika und Eileen, das kann ich schon mal sagen,
00:01:17: sind auf jeden Fall der absolute Hammer.
00:01:19: Die beiden sind nämlich fast 3000 Kilometer gewandert.
00:01:22: Sie sind den Jakobsweg gelaufen.
00:01:24: Und das ziemlich Besondere dabei, das kann man sagen,
00:01:27: sie hatten über die gesamten sechs Monate auch ihr Pferd, heißt Gogo dabei.
00:01:32: Herzlich willkommen, also dem Pilgeran, Eileen Becker und Annika Mörzer.
00:01:36: Hallo, hallo. - Ich grüße euch.
00:01:38: So, klassische Einstiegsfrage von mir.
00:01:41: Habt ihr Lust, einen kleinen Spaziergang durch die schöne Natur
00:01:44: hier im Sauerland mit mir zu machen? - Auf jeden Fall, wir freuen uns.
00:01:47: Ja? - Ja.
00:01:49: Sehe ich da echte Begeisterung?
00:01:51: Okay, noch eine kleine Ergänzung.
00:01:53: Die Annika wird sich im Gespräch jetzt ein bisschen zurückhalten.
00:01:56: Das ist der Plan.
00:01:57: Sie überlässt der Eileen gerne die Hauptkommunikationen.
00:02:00: Aber du bist trotzdem herzlich eingeladen, dich jederzeit einzuschalten.
00:02:04: So, fast 3000 Kilometer Wanderung über Berge und Tela.
00:02:08: Damit möchte ich einsteigen.
00:02:11: Ich hab mich gestern Abend gefragt,
00:02:13: wie habt ihr das konditionell geschafft?
00:02:15: Gab es an dem einen oder anderen Abend auch mal ordentlich Muskelkater?
00:02:19: Nee, tatsächlich nicht.
00:02:20: Man glaubt immer, man würde viel Muskelkater kriegen von so Natur.
00:02:24: Wir haben langsam angefangen, wir haben das von Anfang an
00:02:27: immer weiter gesteigert.
00:02:29: Dadurch haben wir diesen großen, schlimmen Muskelkater
00:02:33: und auch die ganzen Schmerzen und W-W-Chinen,
00:02:35: die man sonst so kriegt, überwiegend ausgespart.
00:02:38: Kann man retrospectiv sagen,
00:02:40: dass ihr dadurch eine bessere Kondition bekommen habt?
00:02:44: Auf jeden Fall würde ich schon sagen.
00:02:46: Ja, ist ein guter nichten Effekt, sozusagen.
00:02:48: Ja, auch so, bei einem Muskulatur, das sieht man schon.
00:02:51: Wenn man uns anguckt im Vergleich zu vorher,
00:02:53: ist es ein guter, mehr muskulärer Kater.
00:02:55: Wie kamen die beiden überhaupt auf die Idee,
00:02:57: so eine Mega-Mammotour zu machen?
00:03:00: Wir sind früher in der Jugendarbeit
00:03:02: immer so einzelne Etappen auf dem Jakobsweg gelaufen,
00:03:05: mit Jugendlichen zusammen.
00:03:08: Da kam dann auch schon die Idee auf,
00:03:10: wir möchten die mal weiterverfolgen.
00:03:12: Diese Jakobsweg-Aktion sind dann immer zu zweit gelaufen.
00:03:15: Jeden Freitag haben wir uns getroffen.
00:03:17: Irgendwann hat das durch Studium und Corona
00:03:19: und was sonst alles im Leben passiert, nicht mehr geklappt.
00:03:22: Dann habe ich absehen können.
00:03:24: Ich bin jetzt mit dem Studium langsam fertig.
00:03:26: Ich habe Annika eine WhatsApp-Nachricht geschrieben.
00:03:29: "Was machst du denn nächstes Jahr im Sommer?"
00:03:31: Sie so, ja, weiß ich noch nicht.
00:03:33: Ich so, ja.
00:03:35: Ich würde gerne noch mal Jakobsweg laufen,
00:03:37: vielleicht mal irgendwie so 2, 3 Wochen, vielleicht auch 4.
00:03:40: Ich glaube, das waren so 2, 3 weitere Nachrichten.
00:03:43: Annika, warum laufen wir das nicht komplett?
00:03:46: Und für mich war dann klar gut, Jakobsweg.
00:03:49: Von hier, von zu Hause aus.
00:03:51: Bis nach Spanien, warum nicht?
00:03:53: Wie lange waren denn die ersten Touren, die ihr gemacht habt?
00:03:56: Wie viele Kilometer waren das?
00:03:58: Das waren immer so 15 bis 20 Kilometer rund um den Dreh.
00:04:02: Habt ihr da vor dem Jakobsweg schon irgendwelche Verrückten
00:04:06: oder außergewöhnlichen Aktionen gemacht, ihr beiden?
00:04:09: Nichts Vergleichbares.
00:04:11: Wenn ich mal fragen darf, wie alt seid ihr?
00:04:13: Was sind denn eure eigentlichen Berufe sozusagen?
00:04:16: Ich bin Aline, ich bin 26 Jahre alt.
00:04:19: Und momentan studiere ich noch auf Lehramt
00:04:22: für Gymnasium und Gesamtschule.
00:04:24: In dem Fall sind Biologie und Geografie.
00:04:27: Ich bin 27 und arbeite als Küsterin in Oberrad in der Kirche.
00:04:33: Küsterin, das ist, wie gesagt,
00:04:35: eine Kirchenbedienstete in der Gemeinde.
00:04:37: Sie sind in verschiedenen Formen wahrscheinlich von Aufgaben übernimmt,
00:04:40: Vorbereitung, Gottesdienst und solche Geschichten.
00:04:43: Ja, ganz genau.
00:04:45: Wie sieht es denn jetzt, dass wir noch mal zu dieser Besonderheit kommen?
00:04:48: Ich habe da auch noch ein paar Jahre dabei gehabt bei eurer Tour.
00:04:51: Das heißt, Gogo, habt ihr mir vorhin schon verraten?
00:04:54: Was ist das für eine Rasse? Wie alt ist das Pferd?
00:04:57: In welcher Verfassung ist das?
00:04:59: Das Pferd ist im besten Alter, die ist sieben Jahre alt.
00:05:02: Das ist eine Studie, auch wirklich sehr fit, sehr gesund.
00:05:06: Es ist ein Mix aus Irish Corp. und Konnemara.
00:05:09: Aline, du hattest mir vorhin im Vorgespräch noch mal gesagt,
00:05:12: dass dein Studium ja auch eine ganze Menge dazu beigetragen hat,
00:05:15: dass wir in diesem Fall nach dem Studium noch mal
00:05:17: eine andere Erfahrung haben.
00:05:19: Ich wollte nicht nur aus der Schule an die Uni, an die Schule.
00:05:22: Ich habe dann danach gesucht, was mache ich denn?
00:05:25: Ich habe Anika gefragt, ob wir nicht mal ein Stückchen mit Übernachtung
00:05:30: vielleicht drei, vier Wochen auf dem Jakobsweg gehen wollen.
00:05:33: Thema Jakobsweg noch mal ganz allgemein.
00:05:35: Ich glaube, davon hat jeder schon mal irgendwie was gehört.
00:05:38: Also in Zeitungen oder Fernsehen.
00:05:40: Dieser bereits Jahrhunderte lang bewanderte Weg
00:05:42: ist eine Bezeichnung für ein Pilger-Netzwerk in Europa.
00:05:45: Es gibt ja auch ganz unterschiedlichen Routen.
00:05:47: Alle Vereint 1, sie führen ja zum Grab vom Apostel Jakobus, glaube ich.
00:05:52: Hab ich das richtig wiedergegeben? - Ja.
00:05:54: Was war denn für euch, sagen wir mal, die Grundmotivation,
00:05:57: diesen Jakobsweg zu laufen?
00:05:59: Für mich persönlich war die Grundmotivation.
00:06:01: Ich wollte einfach mal was anderes machen.
00:06:04: Ich wollte rausfinden, wo sind meine Grenzen?
00:06:06: Wie schaffe ich es über diese Grenzen wegzugehen,
00:06:08: meinen Horizont zu erweitern?
00:06:10: Aber wir machen ja auch beide viel kirchliche Arbeit,
00:06:13: der christliche Aspekt spielt da auch mit rein.
00:06:16: Es hat schon ein bisschen was Spirituelles oder Religiöses,
00:06:20: was euch auch angetrieben hat.
00:06:22: Ja, auf jeden Fall.
00:06:25: Das ist bei den meisten Pilgerern auch so.
00:06:27: Würde ich nicht so sagen, dass wir für Leute getroffen haben,
00:06:31: da gab es beides.
00:06:33: Da gab es Leute, die haben überhaupt nichts Religiöses
00:06:36: irgendwie in ihrem Leben.
00:06:38: Für andere Leute ist das die Hauptmotivation.
00:06:42: Nehmt uns doch mal ein bisschen mit auf eure Reise.
00:06:45: Wann genau ging es los und wo seid ihr gestartet?
00:06:49: Wir sind auf der großen Tour am 29. August 2024 los.
00:06:55: Und zwar in Trier.
00:06:57: Wieso seid ihr ab Trier los und nicht ab dem Sauerland?
00:07:00: Erst mal kommen wir natürlich aus der Umgebung von Köln.
00:07:03: Von da sind wir auch diese kleinen Etappen,
00:07:06: über die wir schon gesprochen haben.
00:07:08: Die sind wir von da dann schon losgelaufen.
00:07:10: Wir haben das so gemacht, dass wir immer da weiter gelaufen sind,
00:07:13: wo wir aufgehört haben.
00:07:16: Auf einer Probe-Tour sind wir schon von Köln bis nach Trier gelaufen.
00:07:19: Im Jahr davor.
00:07:21: Deshalb dann natürlich nur logisch, laufen wir auch in Trier weiter
00:07:24: und fangen nicht noch mal in Köln an.
00:07:26: Ja, klar, verstanden.
00:07:28: Wusstet ihr schon auch von Beginn an relativ genau,
00:07:31: dass ihr diese Mammut-Tour mit am Ende fast 3.000 Kilometern
00:07:35: und sechs Monaten abschließen werdet?
00:07:38: War das schon so geplant oder hat sich das ergeben?
00:07:40: Die Kilometer waren recht fest.
00:07:42: Da tauchen immer unterwegs so ein paar auf,
00:07:44: bei den Umwegen zum Supermarkt oder zu Leuten, die uns einladen.
00:07:48: Der Zeitraum war recht flexibel.
00:07:52: Wir hatten das mal berechnet, so grob vier bis sechs Monate.
00:07:55: Aber wir hatten auch beide hinten raus noch wirklich Zeit eingeplant,
00:07:59: dass wir da unterwegs uns nicht beeilen müssen.
00:08:01: Weil das war auch eine unserer Prioritäten.
00:08:04: Wir wollen den Weg auf uns wirken lassen, wir wollen das in Ruhe machen.
00:08:07: Wir machen das nicht, um schnell anzukommen,
00:08:09: sondern um den Weg zu laufen.
00:08:11: Jetzt natürlich die große Frage.
00:08:13: Was hattet ihr denn als Reisegepäck dabei?
00:08:15: Wir haben vorher alles zusammen gehabt, außer vielleicht frische Lebensmittel.
00:08:19: Annika und ich hatten jeweils einen großen Wanderrucksack.
00:08:22: Für die Gogo hatten wir so Militärsäcke.
00:08:25: Auch etwas größer als ein großer Wanderrucksack.
00:08:29: Eine Tasche davon rechts am Sattel, eine links und oben drauf noch eine kleine.
00:08:33: Jetzt ist das wahrscheinlich relativ praktisch.
00:08:36: Wenn ihr einen Pferd dabei hattet,
00:08:39: dann war das ja auch ein Pferd, das wahrscheinlich einiges an Gepäck
00:08:42: mit schleppen konnte, sag ich mal.
00:08:44: Habt ihr das Pferd auch beritten während dieser Reise?
00:08:47: Nein, also tagsüber gar nicht.
00:08:49: Da war ja wie gesagt schon rechts eine Tasche, links und oben drauf.
00:08:54: Da war überhaupt kein Platz mehr auf dem Sattel,
00:08:57: um sich da irgendwie dazu zu setzen.
00:08:59: Abends, wenn wir mal eine Pause gemacht haben
00:09:02: oder am Strand in Spanien,
00:09:04: da lassen wir natürlich auch mal drauf, vor allem Annika.
00:09:07: Also es ist ja Annikas Pferd.
00:09:09: Ich bin die Freundin oder auch Tanti, wie wir mich gerne mal nennen.
00:09:13: Von daher, Annika deutlich mehr als ich.
00:09:16: Was waren so ganz persönliche Sachen,
00:09:18: die euch beim Einpacken damals wichtig waren?
00:09:21: Weil wenn man viele Monate unterwegs ist,
00:09:24: dann will man ja auch vermeiden, dass man was ganz Wichtiges vergisst.
00:09:28: Also gab es ein Schnuckeltuch oder sonst was, was gab es da?
00:09:31: Was hat man mit dem Schnuckeltuch mitgebracht?
00:09:34: Ah, siehst du? Hat das einen Namen?
00:09:36: Happy.
00:09:38: Und was ist das von dir?
00:09:41: Ungekehrt.
00:09:43: Okay, du bist sehr konsequent.
00:09:45: Ja, sehr schön. Und bei dir?
00:09:47: Ich habe tatsächlich wenig Gegenstände mitgenommen,
00:09:50: weil ich auch viel versucht habe, Gepäck zu sparen.
00:09:53: Und ich auch wenig Gegenstände habe, die mir viel bedeuten.
00:09:57: Ich habe dann eher mein Handy,
00:10:00: was für mich deutlich wichtiger ist als der eine konkrete Gegenstand.
00:10:04: Ja. Wie seid ihr denn eigentlich zu eurer Routenplanung gekommen?
00:10:08: Wie habt ihr euch das zusammen ausgedacht?
00:10:11: Wir haben uns überwiegend an die traditionellen Routen gehalten.
00:10:15: Von Köln aus kann man über Aachen, aber auch über Trier laufen.
00:10:19: Und Trier ist auch allein schon aus persönlichen Gründen
00:10:22: für uns ein wichtiges Ziel gewesen.
00:10:24: Von da dann über Lib Free. Da gibt es auch eine Alternative,
00:10:28: die wir als Routen-Mäuer.
00:10:30: Insgesamt sind wir eher die traditionellen Wege gegangen,
00:10:33: bis in Spanien.
00:10:35: Spanien haben wir uns für den Küstenweg entschieden.
00:10:38: Das ist eher ungewöhnlich.
00:10:40: Die meisten Leute laufen im Land, aber wir lieben das mehr.
00:10:44: Und wir lieben auch die Ruhe.
00:10:46: Auf einem viel belaufenden Jakobsweg ist das nicht so ruhig.
00:10:50: Okay, der werdet ihr gleich noch zu berichten.
00:10:53: Das heißt, im Endeffekt habt ihr euch dann gemeinsam überlegt,
00:10:57: dass das das St. Jago der Compostella in Galicia ist.
00:11:01: Aber für uns hat es da nicht geändert.
00:11:04: Wir sind dann noch bis zur Westküste weiter gelaufen.
00:11:07: Das ist dann das Cap Finisterre. Das machen viele Leute.
00:11:11: Und für uns auch ganz besonders wichtig,
00:11:13: weil wir da gemerkt haben, in Santiago sind wir zwar angekommen,
00:11:17: an unserem Ziel, aber dieses wirklich verarbeiten,
00:11:20: was wir gemacht haben, was das bedeutet, das abschließen.
00:11:24: Das war in den letzten fünf Tagen bis zur Westküste
00:11:27: für uns auch ein sehr wichtiger Abschnitt am Ende.
00:11:30: Jetzt stellt sich noch mal die Frage, wieso war eigentlich das Pferd dabei?
00:11:35: Was sind die Gründe dahinter?
00:11:37: Es ist Annikas Pferd, was ja auch sehr viel bedeutet,
00:11:40: was sehr wichtig ist.
00:11:42: Und sechs Monate ein Pferd, was einem gehört,
00:11:45: für das man irgendwie verantwortlich ist, zu Hause im Stall zu lassen.
00:11:49: Natürlich können sich da andere Leute darum kümmern.
00:11:53: Ist ganz klar, entweder das Pferd kommt mit oder wir sind nicht so lange weg.
00:11:57: Das Pferd-Gogo konnten wir jetzt leider nicht mit in Sauerland transportieren,
00:12:01: obwohl für euch wäre das wahrscheinlich auch kein Thema gewesen,
00:12:04: aber ihr habt mich vorhin schon eingeladen, mal nach Overrad zu kommen.
00:12:08: Ich habe dem auch zugestimmt, weil ich gesagt habe,
00:12:11: das möchte ich gerne mal kennenlernen,
00:12:13: dann können wir da auch noch mal ein gemeinsames Foto machen.
00:12:17: Gibt es denn jetzt einen bestimmten Moment auf oder von der Reise,
00:12:20: das man vielleicht, sag mal, geflasht oder geprägt hat,
00:12:23: an denen die euch heute noch erinnert?
00:12:25: Die Frage kommt öfter und wir gucken uns da meistens an
00:12:28: und stellen die Gegenfrage einer.
00:12:30: Es gibt so wahrscheinlich 10 bis 50 davon.
00:12:35: Eine Geschichte erzählen wir ganz gerne,
00:12:37: wie wir irgendwo mitten in einem Weinanbaugebiet waren in der Bougogne.
00:12:41: Es gibt tollen Wein, aber keine tollen Schlafplätze mit Gras für uns.
00:12:44: Und dann standen wir da, irgendwo abends, es wurde dunkel,
00:12:48: wir waren fertig, der Tag war schon lang.
00:12:50: Und wir hatten einfach keinen Schlafplatz.
00:12:52: Und dann haben wir uns entschieden, gut,
00:12:54: wir setzen uns jetzt hier auf den Dorfplatz
00:12:56: und wir warten bis uns jemand abrollt.
00:12:58: Jakobus, Petros, wer auch immer.
00:13:00: Falls sich hier irgendwie zuständig fühlt,
00:13:03: wir könnten jetzt echt mal ein bisschen Hilfe gebrauchen.
00:13:05: 2 Minuten später, Annika hat sich gerade hingesetzt.
00:13:09: Ich war gerade dabei, meinen Rucksack aufzumachen.
00:13:11: Da kam so ein junger Mann um die Ecke.
00:13:13: Er meinte so zu uns, ich weiß selber gar nicht, was ich hier mache.
00:13:16: Wir dachten uns, wir haben dich bestellt.
00:13:19: Aber ich dachte, ich sag mal, hallo.
00:13:22: Habe ich ihm gesagt, wir suchen noch einen Schlafplatz,
00:13:25: wir brauchen eine Wiese, wir brauchen Gras fürs Pferd.
00:13:28: Und es stellte sich heraus, der ist Erntehelfer.
00:13:30: Der wohnt damit 20 anderen Erntehelfern in einer Unterkunft mit Garten.
00:13:34: Und dann hat er uns eingeladen, kommt mit, wir verstecken euch
00:13:37: mit einem Pferd bei uns im Garten, sehr unauffällig.
00:13:40: Aber unsere Aufseher, die dürfen das nicht wissen.
00:13:43: Die sehen das bestimmt nicht gerne.
00:13:45: Heißt, morgen früh müsst ihr so früh wie möglich wieder hier weg.
00:13:48: Wir haben uns alle geholfen, unsere Taschen über den Zaun zu heben.
00:13:52: Wir haben uns morgens auch wieder beim Aufpacken geholfen.
00:13:56: Wir haben die ganze Nacht auch noch Techno-Party da gefeiert.
00:13:59: Das war auch deren letzte Abend.
00:14:01: Aber wir hatten ein sicheres Ding über dem Kopf.
00:14:03: Das Pferd hatte Gras.
00:14:05: Und am nächsten Morgen konnten wir weitergehen.
00:14:07: Habt ihr ein paar Leute, die ihr kennengelernt habt,
00:14:10: die Lebensgeschichten mitgebracht haben, die außergewöhnlich waren?
00:14:13: Da gibt es zum Beispiel den Opi.
00:14:16: Der ist auch älteren Vater pflegt, der deutlich über 90 Jahre alt ist.
00:14:20: Und der betreibt so eine ehrenamtliche Pilgerunterkunft.
00:14:24: Da kann man anrufen und dann kann man da schlafen.
00:14:27: Und der hat uns aufgenommen, hat uns Essen gekocht, hat die ganze Zeit gesagt,
00:14:31: ja, aber es ist alles sehr einfach.
00:14:33: Die alles sehr einfach. Hat uns da irgendwie mehrere Gänge aufgetischt.
00:14:37: Und der hat uns auch die ganze Tour über immer wieder geschrieben.
00:14:40: Und unsere Bilder am Status kommentiert.
00:14:42: Und dann haben wir mal ein paar Tage nichts hochgeladen.
00:14:46: Und dann haben wir uns getrieben, dass er sehr destabilisiert ist.
00:14:50: Also destabilisiert, ganz besorgt.
00:14:52: Weil wir nichts hochgeladen haben, ob es uns gut geht.
00:14:55: Also sehr schöne Geschichte.
00:14:57: Ich kann mir vorstellen, dass die Reise so aussieht,
00:15:00: dass man jeden Tag diese Momente hat, diese besonderen.
00:15:03: Weil ich meine, der Weg ist das Ziel.
00:15:05: Und dementsprechend habt ihr wahrscheinlich jeden Tag
00:15:07: auch tolle und außergewöhnliche Sachen erlebt, oder?
00:15:11: Ja, wir haben heute auch noch mal darüber gesprochen,
00:15:14: was vielleicht auch nicht.
00:15:16: Und wir waren noch sehr einig, gerade die Eindrücke aus der Natur,
00:15:19: der Sonnenaufgang am Morgen, der Sonnenuntergang.
00:15:22: Nachts vielleicht mal kurz raus müssen und den Sternenhimmel sehen.
00:15:25: Das sind so besondere Momente,
00:15:27: die auch einfach sich nicht abnutzen in der Erfahrung.
00:15:30: Es gibt viele andere Sachen, die werden plötzlich normal.
00:15:34: Aber diese Naturschauspiele, die sind für uns auch die ganze Tour
00:15:37: über immer irgendwie besonders geblieben.
00:15:39: Was waren denn eigentlich, sagen wir mal,
00:15:41: die Leute fragen von Leuten, die jetzt mitbekommen haben,
00:15:44: dass ihr diese Tour gemacht habt?
00:15:46: Gab es da Fragen, die euch irgendwie besonders gefallen haben?
00:15:49: Leute fragen häufig, wie war es denn?
00:15:51: Und 6,5 Monate zusammenzufassen nach einem, wie war es denn,
00:15:55: fällt mir persönlich sehr, sehr schwer.
00:15:57: Und ich frag dann häufig zurück, was interessiert dich denn mit so einer?
00:16:01: Und da gibt es Leute, die total überrascht sind,
00:16:04: dann kurz nachdenken und sagen, ja, stimmt.
00:16:06: Mich interessiert, wie war das mit dem Pferd?
00:16:08: Oder wo habt ihr überhaupt geschlafen?
00:16:10: Wie war das für euch, dass ihr kein Dach über dem Kopf hattet?
00:16:13: Und da finde ich generell diese Mischung,
00:16:15: wie unterschiedlich das ist, was Leute interessieren, sehr spannend.
00:16:19: Ich kann mir vorstellen, und das wird mich persönlich auch fläschen,
00:16:23: dass allein die Tatsache, dass mit einer Frage verbunden ihr
00:16:27: vermutlich jeden Tag an einem neuen Ort wart
00:16:30: und auch Wege dorthin gegangen seid,
00:16:32: dass das ja auch schon mal ganz besonders ist.
00:16:34: Normalerweise steht man immer am gleichen oder weitestgehenden
00:16:37: Ort auf, das war bei euch anders.
00:16:39: Ja, ich weiß, am Anfang war das für mich auch eine große Herausforderung,
00:16:44: morgens nicht zu wissen, wo schlaf ich abends.
00:16:46: Das ist so eine Umgebung, die kennt man normalerweise nicht.
00:16:51: Auch im Urlaub weiß ich immer abends,
00:16:53: schlaf ich in der Wohnung, schlaf ich in dem Hotel.
00:16:56: Aber das hat sich irgendwann gegeben.
00:16:58: Annika ist das deutlich einfacher gefallen,
00:17:00: sie kommt damit besser zu Recht abends, dann ...
00:17:02: Wir wissen ja, wir haben ein Zelt.
00:17:05: Und irgendwann war dann auch klar, das Zelt ist unser Zuhause,
00:17:07: da haben wir gut geschlafen.
00:17:09: Das Zelt stand jeden Abend woanders, aber es war immer das gleiche Zelt.
00:17:13: Wie hat sich denn eigentlich, sagen wir mal, eure Beziehung zu Annikas Pferd
00:17:18: während dieser langen Wanderung verändert oder vertief?
00:17:21: Wenn ich dich vielleicht noch mal fragen darf, Annika.
00:17:24: Es ist was ganz anderes, ob man mal für eine oder zwei Stunden
00:17:27: jeden Tag im Stall ist oder ob man wirklich 24/7 mit dem Pferd zusammen ist.
00:17:32: Also, ich glaube, wir haben uns beide danach sehr vermisst,
00:17:35: dass wir nicht mehr 24/7 nebeneinander waren.
00:17:38: Das kann ich nachvollziehen.
00:17:40: Und für euch beide, das war ja vermutlich auch eine Art Bewegungsprobe
00:17:44: oder gleichzeitig auch Zusammenschweißprobe oder Aktion.
00:17:47: Wie würdet ihr das beschreiben?
00:17:49: Im Gegensatz zu vielen Zweifeln anderer Leute
00:17:52: haben wir uns nicht viel gestritten.
00:17:55: Wir haben uns eigentlich gar nicht gestritten.
00:17:57: Ich habe eben schon gesagt, wir hatten vorher schon ...
00:18:00: Viele Ebenen haben sehr viel Zeit in unserem Leben zusammen verbracht,
00:18:04: haben viel Verantwortung zusammengetragen, z.B. für Jugendgruppen.
00:18:07: Aber natürlich macht das noch mal einen großen Unterschied,
00:18:10: das ganze Leben von morgens bis abends
00:18:12: und die ganze Nacht irgendwie zusammen zu verbringen.
00:18:15: Und es gibt so unterschiedliche Ebenen,
00:18:18: die wir jetzt noch freigeschaltet haben,
00:18:20: irgendwie tiefere Gespräche, die wir geführt haben.
00:18:23: Und natürlich auch einfach mehr Zeit, die wir zusammen verbracht haben.
00:18:27: Wir hatten vorher schon eine sehr, sehr enge,
00:18:29: auch besondere Beziehung zueinander,
00:18:32: die jetzt natürlich noch mal irgendwie breiter aufgestellt ist,
00:18:35: als sie das vorher war.
00:18:37: Und auch, ich weiß nicht, ob sie wirklich enger ist,
00:18:40: aber sie ist natürlich irgendwie anders geworden.
00:18:43: Wie habt ihr das denn mit Freiräumen, mit Privatsphäre?
00:18:46: Und gleichzeitig, wie lief das mit Streits ab,
00:18:48: wenn ich die beiden Stichpunkte noch mal reingebe?
00:18:50: Tagsüber lief das immer so, Annika ist mit dem Pferd gelaufen.
00:18:54: Und ich bin vorne gelaufen, hab den Weg gesucht.
00:18:56: Heißt allein dadurch, dass man ja mit einem Pferd,
00:18:58: mit breiten Packtaschen und zwei Personen
00:19:00: auf den meisten Wegen gar nicht laufen kann,
00:19:02: hatten wir da schon Zeit für uns.
00:19:04: Natürlich war die andere Person irgendwie da,
00:19:06: aber wir haben jetzt nicht den ganzen Tag miteinander geredet.
00:19:09: Also abends, wenn wir müde waren,
00:19:12: dann saßen wir da schweigend auf unserer Plane in unserem Schlachtrag
00:19:15: und hatten da unsere Ruhe.
00:19:17: Und es ist auch so, wir sind beide jeweils für die andere Person,
00:19:20: nicht so ein Störfaktor.
00:19:22: Das ist nicht so wie andere Leute, wo man das Gefühl hat,
00:19:25: wir müssen jetzt miteinander reden.
00:19:27: Wir sind einfach zusammen, wir können zusammen existieren.
00:19:29: Was waren denn für euch die größten Herausforderungen?
00:19:33: Ja, die größten Herausforderungen sind einmal so rein physischer Natur.
00:19:38: Es ist einmal eine Brücke unter uns zusammengebrochen.
00:19:41: Oder es waren auch mal umgefallene Bäume auf dem Weg,
00:19:44: an dem man einfach nicht vorbeikommt,
00:19:46: ohne mit der Taschenmesser Säge die irgendwie zu zerlegen.
00:19:49: Es gab mal Probleme, einen Schlafplatz zu finden
00:19:52: oder Essen zu finden, die irgendwie gelöst werden mussten.
00:19:55: Und ansonsten hatten wir dann auch Schwierigkeiten dabei,
00:19:59: wie plan ich diesen Tag, wann stehen wir auf,
00:20:02: schaffen wir das früh genug aufzustehen,
00:20:04: um irgendwie noch innerhalb des Tageslichts weiterzukommen.
00:20:07: Ihr musstet tatsächlich, also Baumfeller ist ja etwas anderes,
00:20:10: aber du hast gerade gesagt, mit einem Taschenmesser oder wie auch immer,
00:20:13: musstet ihr Bäume auseinander schneiden, um weiterzukommen?
00:20:16: Ja, teilweise, gerade am Anfang des Weges, so in Frankreich,
00:20:19: da laufen noch nicht so viele diesen Weg, gerade im Winter nicht.
00:20:22: Deshalb liegen da auch mal frisch umgefangen.
00:20:25: oder schon länger umgefallene Bäume.
00:20:27: Und wir passen da als Menschen mit einem Rucksack vielleicht irgendwo durch.
00:20:31: Aber ein Pferd ist ziemlich groß.
00:20:33: Und muss da entweder drüber oder drumrum.
00:20:35: Wenn da ein Ast hochsteht und gerade in die Pferdebrust sich reinbohren würde,
00:20:39: dann muss der natürlich erst mal weg.
00:20:41: Das Thema Begegnungen ist ja auch ein ganz wichtiges Stichpunkt.
00:20:48: Wir haben übrigens gesagt, als wir den Podcast angefangen haben,
00:20:51: dass wir sagen "Begegnungen am Berg".
00:20:53: Weil ich finde, das Wort "Begegnung" ist ja schön.
00:20:55: Darauf aufbauen wir mal die Frage,
00:20:58: welche vielleicht auch total unerwarteten Begegnungen hattet ihr denn unterwegs?
00:21:02: Zum Beispiel die, von der ich eben schon mal berichtet habe.
00:21:06: Und ansonsten gabs tatsächlich viele Begegnungen am Supermarkt.
00:21:11: Weil das immer der Moment war, wo ich in den Supermarkt reingegangen bin
00:21:15: und Annika eine Weile vorne stand mit dem Pferd.
00:21:18: Und häufig am Supermarkt oder auch vor einer Apotheke haben uns dann plötzlich Leute eingeladen.
00:21:23: Haben uns gesehen, haben uns angesprochen und meinten dann hier,
00:21:26: ich hab einen Garten, ich hab selber Pferde, kommt doch mit,
00:21:28: übernachtet bei uns, wenn ihr wollt.
00:21:30: Ihr habt einen eigenen Instagram-Account, "mupfeltours", heißt der.
00:21:35: 250 Follower, aber auch nur deshalb in Anführungszeichen so wenig,
00:21:39: weil der komplett privat ist, muss man sich für freischalten lassen.
00:21:42: Kann ich auch verstehen.
00:21:44: Da hab ich ein Bild gesehen.
00:21:46: Wenn ich das richtig erkannt habe, war das ein Pizza-Automat,
00:21:49: wo Gogo schmachtend davorstand, hab ich das richtig erkannt?
00:21:52: Ja.
00:21:53: Erzählt mal, was ist da passiert?
00:21:55: Ja, also es kam häufiger vor auf dieser Tour,
00:21:58: dass wir beide wirklich unfassbar Lust auf Pizza hatten.
00:22:02: Weil das kann man sich mit einem Campingkocher einfach nicht machen.
00:22:05: Und natürlich, wenn man den ganzen Tag unterwegs war,
00:22:08: ist auch so das Bedürfnis nach Kohlenhydratenfetten, Pizza,
00:22:11: ist es einfach sehr groß.
00:22:13: Und da sind wir seit gefühlt Wochen schon durch die Gegend gelaufen,
00:22:16: hatten keine Chance, Pizza zu bekommen
00:22:18: und plötzlich tauchte da dieser Pizza-Automat auf.
00:22:21: Und Gogo scheint auch irgendwie Lust auf Pizza zu haben.
00:22:25: Oder hat gemerkt, dass wir da viel Lust drauf haben.
00:22:28: Und da kann man tatsächlich einfach ein paar Knöpfe drücken.
00:22:31: Und dann kommt da mitten irgendwo um nichts, die Pizza aus dem Automaten raus.
00:22:35: Das hat die geschmeckt.
00:22:36: Die war ziemlich lecker, ja.
00:22:38: Gab es da nur große Schlange an dem Automaten?
00:22:40: Nein, wir waren die einstiegen.
00:22:42: Okay.
00:22:43: Ja, ich bleib nochmal beim Thema Begegnung.
00:22:45: Wenn man diesen Jakobsweg geht, ist das für euch jetzt so gewesen,
00:22:50: dass ihr automatisch auch, sagen wir mal, die Erwartung hattet,
00:22:53: viele interessante Gespräche, Menschen, Begegnungen zu erleben.
00:22:57: Oder was war die Erwartung und was habt ihr wirklich auch erlebt?
00:23:00: Ich würde es nicht Erwartungen nennen.
00:23:02: Wir wussten natürlich von dieser Probatur, zwei Wochen im Jahr davor,
00:23:06: dass uns sehr viele Leute ansprechen
00:23:08: und dass Leute interessant finden
00:23:10: und es vielleicht auch Leute einladen werden.
00:23:12: Das war auch ein Stück weit mit eingeplant,
00:23:14: weil wir genau wussten,
00:23:15: wir werden nicht immer alle Situationen selber lösen können.
00:23:18: Wir sind darauf angewiesen, dass Leute uns helfen,
00:23:21: dass Leute Hilfe anbieten.
00:23:23: So kam es dann im Ende auch.
00:23:25: Aber jede einzelne Begegnung, die stattfindet,
00:23:28: ist auch wieder was Besonderes und was Unerwartetes für uns.
00:23:31: Gab es denn auch Begegnungen,
00:23:33: wo ihr andere Pilgerer getroffen habt, die auch Tiere dabei hatten?
00:23:38: Also gibt es zum Beispiel auch Leute,
00:23:40: die mit ihrem Hund dann diesen Jakobsweg gehen?
00:23:42: Wenig.
00:23:43: Wir haben eine Frau getroffen, die hatte einen Hund dabei.
00:23:46: Aber wir wissen bis heute nicht,
00:23:48: ob die wirklich Pägerin war oder nicht.
00:23:50: Deshalb, ansonsten, kannte ich mich gerade an keine Ältern,
00:23:54: die mit Tieren unterwegs waren und Annika schüttelt auch den Kopf.
00:23:57: So, jetzt seid ihr ja logischerweise auch durch unterschiedliche Länder gewandert.
00:24:01: Was waren aus eurer Sichtweise die größten Unterschiede,
00:24:05: also bei der Wahrnehmung der Länder und auch vielleicht der dortigen Menschen?
00:24:09: Insgesamt sind sowohl Leute in Frankreich
00:24:12: als auch in Spanien wirklich wahnsinnig gastfreundlich.
00:24:15: Das kam eher darauf an, auf welchem Abstand des Weges wir gerade sind.
00:24:19: Gerade am Anfang von Frankreich, bevor wir durch Le Fri durchgekommen sind,
00:24:23: waren wir recht ungewöhnlich, nicht nur dadurch, dass wir das Pferd dabei hatten,
00:24:27: sondern auch einfach, weil nicht so viele Leute da vorbeikommen.
00:24:30: Da haben wir deutlich mehr Einladungen erhalten, mehr Leute fanden uns spannend.
00:24:33: Danach haben wir festgestellt, jetzt hat sich das irgendwie verändert.
00:24:37: Jetzt sind die Leute nicht mehr interessiert, die sind eher genervt.
00:24:39: Schon wieder Pilger.
00:24:41: Ein anderer sehr großer Unterschied für uns war tatsächlich das Autofahrverhalten.
00:24:46: In Frankreich fahren Leute fast schon rücksichtslos,
00:24:50: mit einem Pferd gegenüber.
00:24:52: Da hatten wir wirklich viel Angst, dass uns irgendwer anfährt, überfährt, umfährt.
00:24:57: Es ist auch mehrfach fast passiert.
00:24:59: Es gab mehrere gefährliche Situationen.
00:25:02: Kurz hinter der Grenze von Spanien haben wir Leute getroffen.
00:25:05: Die haben uns erzählt, hier ist das nicht so schlimm.
00:25:08: Genau das haben wir auch festgestellt.
00:25:10: In Spanien fahren die Leute viel rücksichtsvoller, viel langsamer, viel behutsamer.
00:25:14: Das ist so einer der größten Unterschiede, mal abgesehen von der Sprache.
00:25:18: Das müssen wir mal ganz kurz den Moment hier genießen.
00:25:21: Jetzt sind wir hier auf einem der Sauerländer Wanderwege.
00:25:24: Wir gucken jetzt hier gerade in die Wälder rein.
00:25:26: Jetzt kommt die Sonne raus.
00:25:28: Wir hören die Vöglern zwitschern.
00:25:30: Wir haben ein Luftcoort, also beste Luft und wirklich Ruhe pur.
00:25:35: Was macht Ruhe mit euch eigentlich?
00:25:37: Ruhe war auch einer der Gründe,
00:25:39: warum wir uns erst auf den Weg gemacht haben, würde ich sagen.
00:25:42: Weil es einfach der Moment ist, wo mal die Welt irgendwie schweigt
00:25:46: und man sich mit sich selbst auseinandersetzen kann
00:25:49: oder es auch sein lassen kann.
00:25:51: Aber häufig ist ja viel Trubel.
00:25:53: Es ist fast wie so ein Trubel-Detox oder Lärm-Detox.
00:25:58: Das macht sehr ruhig und sehr nachdenklich.
00:26:06: Wo seid ihr denn eigentlich untergekommen konkret?
00:26:09: Wie muss man sich das vorstellen?
00:26:11: Waren das Pilgerherbergen?
00:26:13: Oder du hast vorhin gesagt, die hat auch ein Zelt dabei.
00:26:16: Also wart ihr auf Campingplätzen oder gar in Hotels?
00:26:19: In Hotels waren wir nie.
00:26:21: Wir waren auf einem Campingplatz.
00:26:23: Wir haben in mehreren Stellen übernachten dürfen.
00:26:27: Aber ganz überwiegend waren wir einfach irgendwo im Wald,
00:26:31: irgendwo auf einer verlassenen Wiese.
00:26:34: Keine Ahnung, wem das gehört.
00:26:36: Auch ziemlich illegal.
00:26:38: Am Jakobsweg aber tatsächlich geduldet,
00:26:40: wenn man nur eine Nacht da bleibt.
00:26:42: Und am nächsten Morgen sich schnell wieder auf den Weg macht.
00:26:45: Ist das vollkommen in Ordnung. Die Leute freuen sich auch.
00:26:48: Aber so Unterkünfte haben wir sehr wenig in Anspruch genommen
00:26:52: und funktioniert mit dem Pferd auch nicht.
00:26:54: Ist das Thema Kriminalität auch was, was man nochmal beleuchten muss?
00:26:59: Hatte ihr euch manchmal auch unsicher gefühlt?
00:27:02: Ja, ich habe mir vielleicht eher für andere Leute ein Thema gemacht.
00:27:06: Dass uns was passiert.
00:27:08: Wir haben uns recht wenig Sorgen gemacht,
00:27:11: weil irgendwo mitten im Wald, wo keine Ahnung hat, wo wir sind,
00:27:14: kommt auch keiner vorbei.
00:27:16: Einfach ist das.
00:27:18: Wenn keine Leute da sind, kann ja auch niemand was antun
00:27:21: oder dich berauben.
00:27:23: Von daher, glaube ich, das gefährlichste war so das Wildschwein.
00:27:26: Und ich habe mir recht wenig Sorgen gemacht.
00:27:29: Ich habe mir recht wenig Sorgen gemacht,
00:27:31: weil ich nicht mit einem Pfefferspray dabei,
00:27:33: falls doch mal was sein sollte und so für das gute Gefühl
00:27:36: im Unterbewusstsein.
00:27:38: Aber unsicher gefühlt haben wir uns tatsächlich die ganze Zeit nicht.
00:27:41: Habt ihr nichts erlebt, wo ihr mal blöd angemacht wurde?
00:27:44: Gar nicht.
00:27:46: Es ist unglaublich, aber ich werde hier zu Hause beim Joggen
00:27:49: auf der Hauptspassel öfter angehuckt und doof angemacht,
00:27:52: als auf dem ganzen Halden ja.
00:27:54: Gab es denn auch Verletzungen?
00:27:56: Ja, da war ein rutschiger Untergrund.
00:27:58: Und Annika ist dann unterm Pferd gelandet.
00:28:01: Und hat sich dabei eine Mittel bis schlimme Platzwunder
00:28:04: an der Stirn zugezogen,
00:28:06: die ich dann wieder zusammenpflastern musste.
00:28:09: Wie das hast du gemacht?
00:28:11: Ihr seid nicht ins Krankenhaus?
00:28:13: Von irgendwo mitten im Nichts mit einem Pferd
00:28:15: ist der Weg zum Krankenhaus ein bisschen schwieriger als normalerweise.
00:28:18: Und deshalb hatten wir auch vor,
00:28:20: eine sehr, sehr gute Medizintasche zusammengepackt.
00:28:23: Wir haben natürlich Kochsalzlösung zum Ausspülen,
00:28:26: viel Desinfektionsmittel, viele Pflaster zum Tapen.
00:28:29: Also das ist alles gut gegangen, ja?
00:28:31: Genau.
00:28:33: Wie teuer ist denn eure Tour eigentlich gewesen?
00:28:38: Wenn man das jetzt mal teilweise auch auf die Tageskosten umrechnet,
00:28:41: also wie viel Geld musstet ihr ausgeben
00:28:43: und konntet ihr manchmal auch gratis durchkommen,
00:28:45: weil das auf dem Pilgerweg so funktioniert?
00:28:47: Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, ne?
00:28:49: Das gibt es tatsächlich noch.
00:28:51: Die Neueste war tatsächlich unsere Ausrüstung.
00:28:54: So ein Wanderreitsattel ist sehr teuer.
00:28:57: Die Rucksäcke, unsere ganzen Wanderklamotten, Schuhe.
00:29:00: Und tatsächlich die Lebenshaltungskosten unterwegs.
00:29:04: Die sind gar nicht so teuer.
00:29:06: Wir hatten ja das Zelt, also keine Unterbringungskosten.
00:29:09: Wir haben selber gekocht.
00:29:11: Wir haben auch manchmal Essen geschenkt bekommen.
00:29:14: Tatsächlich unterwegs.
00:29:16: Ich weiß gar nicht, wie viel Geld hatten wir.
00:29:18: Aber das ist ja auch ein bisschen mehr.
00:29:20: Wir haben uns pro Person im Monat
00:29:22: auf unser gemeinsames Konto überwiesen
00:29:24: für so Unterbringungskosten.
00:29:26: Und damit sind wir auch gut ausgekommen.
00:29:28: Hattet ihr den Sponsor für die ganze Geschichte eigentlich?
00:29:31: Wir haben vorher Spenden gesammelt in den Kirchengemeinden.
00:29:34: Da ist auch einiges zusammengekommen,
00:29:36: aber bei Weitem nicht genug, um das zu refinanzieren.
00:29:39: Das heißt, dass allermeiste sind unsere persönlichen Ersparnisse gewesen.
00:29:42: Wie war denn euer Tagesablauf?
00:29:44: Also ihr hattet ja wahrscheinlich nicht klassisch 9-to-5, ne?
00:29:47: Ja, das war ein Jahr später,
00:29:49: wo die Tage sehr kurz waren, häufig um 5 schon aufgestanden.
00:29:52: Um 5?
00:29:53: Wecker klingelt um 5.
00:29:55: Dann irgendwie versuchen, wacht zu werden,
00:29:57: um halb sechs aus dem Zelt rausklettern.
00:29:59: Weil die Zeit, die wir brauchen, um morgens fertig zu werden,
00:30:02: das Lager zusammenbauen, Zelt abbauen,
00:30:04: Tab zusammenrollen, das Pferd putzen, satteln, beladen,
00:30:07: das dauert also 3-4 Stunden, wenn wir uns da ein bisschen Zeit mitlassen
00:30:10: und das nicht ganz stressig machen.
00:30:12: Habt ihr denn nachts eigentlich genügend Schlaf bekommen, mir beiden?
00:30:15: Teilz, Teilz. Normalerweise war das schon in Ordnung.
00:30:18: Wir haben es halt so gelegt, dass wir dann genug geschlafen haben.
00:30:21: Sind dann auch um 9 schon im Bett gewesen.
00:30:24: So, ihr beiden jetzt nochmal Hand aufs Herz.
00:30:28: Thema Digitalität.
00:30:30: Also, ihr werdet das gerade schon ein bisschen berichtet.
00:30:33: Ihr hattet eure Handys auf jeden Fall zumindest für Notfälle,
00:30:36: aber ich glaube auch für ein bisschen mehr dabei.
00:30:39: Also es gab jetzt nicht die Idee, dass ihr gesagt habt,
00:30:42: wir machen Digital Detox, das war nicht der Plan, oder?
00:30:45: Nee, das war nicht der Plan
00:30:47: und es wäre in diesem Format auch sehr schwierig geworden,
00:30:50: weil wir auch allein für die Navigation schon ziemlich viel
00:30:53: auf dieses Handy angewiesen waren.
00:30:55: Ich habe da viel auf Komot navigiert, das ist eine App,
00:30:58: kennen manche vielleicht, und da kann man genau gucken,
00:31:01: wie ist die Wegbeschaffenheit, ist der Weg schmal, ist der Weg breit.
00:31:05: Und natürlich könnte man Karten mitnehmen,
00:31:07: aber wie viel Kartenmaterial kann ich für sechs Monate einpacken?
00:31:10: Das ist auch einfach ein Gewichtsfaktor.
00:31:13: Und allein für die Navigation wäre es mir persönlich schon wichtig,
00:31:16: das zu haben mit dem Pferd.
00:31:18: Alleine wäre ich wahrscheinlich einfach den Muscheln hinterher gelaufen,
00:31:21: da macht das keinen großen Unterschied.
00:31:24: Aber so ist das auch eine Frage der Sicherheit.
00:31:26: Was habt ihr über euch selbst gelernt auf der großen Reise?
00:31:31: Ich glaube, wir haben viel über Bedürfniskommunikation gelernt, beide.
00:31:35: Also natürlich kann man immer darauf warten,
00:31:38: dass irgendwer anders merkt, was man braucht.
00:31:41: Aber einfacher funktioniert das, wenn ich das selber sage,
00:31:44: was ich gerade brauche und wie es mir geht.
00:31:47: Und wenn man die ganze Zeit mit einer Person nur zusammen ist,
00:31:50: ist das, glaube ich, auch eine der wichtigsten Sachen,
00:31:53: dass man da gut miteinander drüber reden kann
00:31:56: und das auch nicht bewertet, sondern einfach nur stehen lässt
00:31:59: und zur Kenntnis nimmt, ihr geht es gerade so, mir geht es gerade so.
00:32:03: Und jetzt gucken wir, wie wir damit weiterarbeiten.
00:32:05: Wir haben über diesen spirituellen religiösen Aspekt dieses Weges geredet.
00:32:10: Was kann man jetzt nach der Reise sagen, was davon ist eingetreten,
00:32:16: was habt ihr erfahren, was hat euch da noch mal innerlich bewegt?
00:32:20: Ein sehr spannender war für mich, dass es schon jedes Mal,
00:32:24: wenn wir irgendwie Hilfe brauchten, wenn wir Dinge alleine nicht regeln konnten,
00:32:28: dann haben wir gesagt, so, Jakobus, wir brauchen hier mal wen.
00:32:33: Und irgendwie hat es jedes Mal geklappt.
00:32:35: Jedes Mal, wenn wir Schwierigkeiten hatten, kam irgendwo vorbei,
00:32:38: kam irgendwo eine Lösung.
00:32:40: Und irgendwie war es dann plötzlich nicht mehr schwierig.
00:32:43: Das war für mich sehr besonders.
00:32:45: Toll, das so zu hören, das muss man auch erst mal wirken lassen, glaube ich.
00:32:48: Gab es denn auf eurer Reise auch Momente, Situationen, wo ihr gesagt habt,
00:32:53: jetzt geht es nicht mehr?
00:32:55: Also wir wollen nicht mehr weiter.
00:32:57: Also habt ihr auch Situationen kurz vor dem Abbruch gehabt?
00:33:00: Keine normalen Situationen aus dem Alltag heraus.
00:33:05: Es gab die Situation, wo Goro ein Hufgeschwür hatte
00:33:09: und einfach nicht mehr laufen konnte,
00:33:11: weil das unfassbar starke Schmerzen für Pferde verursacht.
00:33:14: Und dann sind wir an einer Kapelle gestrandet,
00:33:16: die zufälligerweise gerade am Wegesrand war,
00:33:19: mit einer großen Kuhwiese dahinter.
00:33:21: Und wir haben da tagelang gewartet, haben Verbände um den Hof gemacht.
00:33:25: Und es war nicht so wirklich absehbar, wie lange das dauert.
00:33:29: Das kann Wochen dauern, bis das aufgeht.
00:33:31: Und da haben wir dann schon darüber nachgedacht,
00:33:34: was machen wir jetzt, wenn Goro nicht weiterlaufen kann.
00:33:37: Wir können auch nicht unbegrenzt in irgendeiner Kapelle überleben.
00:33:40: Da haben wir schon darüber nachgedacht,
00:33:42: dass wir vielleicht abbrechen müssen,
00:33:44: dass wir wirklich ganz kurz davor waren.
00:33:47: Kann ich mich nicht dran erinnern.
00:33:49: So ein ganz wichtiger Moment war dann mit Sicherheit die vorletzte Station.
00:33:56: Das war also euer eigentliches Ziel, die Ankunft in Santiago de Compostela.
00:34:00: Vermutlich war das dann auch mit relativ Freude,
00:34:03: aber auch aufregend verbunden.
00:34:05: Was habt ihr denn dort erlebt und wie ging es euch dort?
00:34:08: Es war wirklich eine ganz verrückte Zeit, auch die Tage vorher schon.
00:34:14: Es war sehr emotional genau zu wissen,
00:34:17: die sind ja so lange gelaufen, plötzlich ist das irgendwie vorbei.
00:34:21: Man muss dazu sagen, in Santiago de Compostela mit einem Pferd
00:34:25: darf man nur vor, ich glaube, 9 Uhr ankommen und muss dann auch wieder weg sein.
00:34:30: Heißt, wir haben uns einen Stall gesucht, recht kurz vor Santiago de Compostela.
00:34:35: Wir haben uns da eingemietet und sind morgens in aller Früh aufgestanden.
00:34:40: Wir sind um 5 Uhr schon losgelaufen in Richtung Santiago.
00:34:43: Und es waren die einzigen auf diesem Weg, ganz alleine,
00:34:47: konnten auch viel noch mal nachdenken.
00:34:49: Und wir wollten gerne in die Messe morgens um 7 Uhr.
00:34:52: Aber wir wussten vorher auch nicht, was machen wir mit dem Pferd so lange.
00:34:55: Und haben dann einfach mal darauf vertraut,
00:34:57: dass das genauso wie alle anderen Sachen sich irgendwie klärt.
00:35:00: Hat sich auch.
00:35:01: Wir haben mit dem Security-Mann geredet.
00:35:03: Der hat 5 Minuten durch die Gegentelefoniert und meinte dann so,
00:35:06: ja, bindet sie an, ich pass auf.
00:35:08: Das ist ja nett.
00:35:09: Dann sind wir tatsächlich da um 7 Uhr in die Messe gegangen
00:35:12: mit 20 anderen Leuten, total süß, total klein,
00:35:15: in dieser riesigen Kathedrale
00:35:17: und haben uns dann noch unsere Bescheinigungen abgeholt im Pilgerbüro.
00:35:20: Und dann waren wir schon wieder draußen.
00:35:22: Wie sieht diese Bescheinigungen aus?
00:35:24: Ein sehr edles Teil, fast schon pergamentartig,
00:35:27: wunderschön bedruckt auf lateinischer Sprache
00:35:30: und verschnörkelter Schrift.
00:35:32: Also es ist wirklich dem angemessen, was man vorher so vollbracht hat.
00:35:37: Und das sind eure Namen logischerweise dann?
00:35:39: Genau, da sind unsere Namen auf Latein drauf.
00:35:42: Und es gibt dann auch eine zusätzliche Bescheinigung,
00:35:45: die dann sagt, wie lang man gelaufen ist,
00:35:47: also wie viele Kilometer die kann man haben.
00:35:49: Kann man haben, muss man aber nicht.
00:35:51: Haben wir natürlich, weil so viele Kilometer braucht man dann schon
00:35:55: auch auf dem Zertifikat, wenn es die gibt.
00:35:57: Habt ihr das sofort bekommen in dem Moment
00:35:59: oder ist das dann per Post zugeschickt worden?
00:36:01: Wie muss man sich das vorstellen?
00:36:03: Man geht in dieses Büro rein, zieht so ganz unromantisch
00:36:06: eine Nummer wie auf dem Amt.
00:36:08: Und dann kommt man irgendwann dran, gibt da alle Pilgerpässe ab.
00:36:11: Das sind so Pässe, da sind Stempelstellen.
00:36:13: In Deutschland sammelt man in jeder Kirche einen Stempel.
00:36:16: In Frankreich muss man dafür ins Rathaus
00:36:18: oder hat mal Glück in einer Kirche.
00:36:20: Wie viele Stempel sind das dann insgesamt ungefähr?
00:36:22: Wir haben drei Pässe voll.
00:36:24: Pro Pass würde ich sagen, sind das so,
00:36:27: lass mich rechnen, 12 mal, 5 bis 6 Seiten.
00:36:31: Also deutlich über 150 Stempel auf den ganzen Weg.
00:36:37: Also ich muss mal ganz ehrlich sagen, das ist der absolute Hammer.
00:36:41: Ja, wie soll man sagen, es ist irgendwie schönste Romantik.
00:36:44: So ein ganz kein bisschen Thriller, Krimi.
00:36:47: Aber vor allem Doko in Realform, die ihr da erlebt habt
00:36:51: in den ganzen Monaten.
00:36:53: Ich frage jetzt nochmal ganz bewusst euch beide.
00:36:56: Aline, fangen wir mit dir mal an.
00:36:58: Was ist denn dein persönliches Fazit jetzt nach der Reise?
00:37:01: Würde ich immer wieder machen, sehr besonders,
00:37:03: sehr interessant, sehr lehrreich.
00:37:05: Und habe mich auch persönlich deutlich weitergebracht.
00:37:08: Also ich habe Dinge über mich gelernt und über die Welt gelernt,
00:37:11: die ich glaube ich ohne diese lange Zeit einfach mal raus aus dem Alltag
00:37:15: zu sein, raus aus der gewohnten Umgebung zu sein,
00:37:17: wahrscheinlich nicht mitgenommen hätte und nicht gelernt hätte über mich.
00:37:21: Und Annika bei dir, was ist so dein Fazit?
00:37:23: Ja, ich würde auch sagen, dass es die schönste Zeit
00:37:26: bis jetzt in meinem Leben war.
00:37:28: Ich würde es auch jederzeit wieder machen.
00:37:30: Und wir waren uns auch sehr schnell sehr einig,
00:37:33: dass das so was sein will, wo wir im Altersheim uns noch von erzählen werden.
00:37:36: Weil es einfach unfassbar tolle Erinnerungen gegeben hat.
00:37:42: Und das wird bleiben.
00:37:44: Egal was jetzt noch im Leben für Herausforderungen kommen,
00:37:47: es immer so sein wird, dass wir uns selber sagen können,
00:37:50: wir haben das geschafft.
00:37:52: Egal was jetzt noch kommt, fast alles davon mache ich mir keine Sorgen.
00:37:55: Das schaffen wir auch noch.
00:37:57: Welche Ratschläge könnte die anderen geben,
00:38:03: die sagen mal auch, wenn sie das jetzt zum Beispiel hören
00:38:05: und dadurch besonders auf den Geschmack kommen,
00:38:07: das da was, wo ihr sagt, bitte darauf achten oder dran denken
00:38:10: aus der Erfahrung heraus?
00:38:12: Weniger Plan mehr zulassen, würde ich sagen.
00:38:15: Natürlich vorher drüber nachdenken, was braucht man,
00:38:18: was könnte man brauchen?
00:38:20: In gute Ausrüstung investieren, gerade wenn man länger unterwegs ist.
00:38:23: Also Rucksack haben, der wirklich gut passt.
00:38:26: Keiner, der irgendwo scheuert,
00:38:29: keiner, der zu schwer ist.
00:38:31: Und auch wirklich alles aussortieren, was man nicht dringend braucht.
00:38:34: Gibt es denn, sagen wir mal, mit der Erfahrung von heute was,
00:38:37: was ihr im Voraus anders machen würdet,
00:38:40: wenn ihr die Reise jetzt nochmal antreten würdet,
00:38:43: für euch beide konkret?
00:38:45: Wir haben ja extra diese Probe-Tour gemacht.
00:38:48: Danach haben wir noch mal manche Sachen geändert.
00:38:51: Aber so, wie wir es dann auf die richtige Tour mitgenommen haben,
00:38:54: war das auch genau so, wie wir das gebraucht haben.
00:38:57: Es gibt ein ganz tolles Buch, mit dem würde ich jetzt gerne mal schließen.
00:39:00: Achtung, ein bisschen Themenwechsel, aber vielleicht auch nicht.
00:39:03: Mal gucken, wie ihr jetzt darauf reagiert, von Jürgen Domian.
00:39:06: Ich finde es sehr spannend,
00:39:08: wo er auch die ganz unterschiedlichen Sichtweisen
00:39:11: und Betrachtungen über den Tod veröffentlicht hat.
00:39:14: Ich wollte euch mal fragen, weil ihr seid ja zwei junge Frauen,
00:39:17: die auch sehr stark in der Kirche aktiv sind.
00:39:20: Darf ich euch das mal fragen, wie ihr das seht?
00:39:23: Find ich erst raus, wenn es soweit ist.
00:39:26: Aber es ist natürlich schön, sich vorzustellen,
00:39:29: dass man dann Leute, die einem wichtig waren, noch mal treffen kann.
00:39:32: Und Annika, wenn ich dich kenne,
00:39:34: was denkst du, was kommt nach dem Tod?
00:39:37: Als Gläubiger Christ heißt es natürlich,
00:39:40: dass man dann nach Hause zurückkehrt.
00:39:43: Von daher wissen wir das auch erst, wenn es soweit ist.
00:39:46: Aber mit dem Vertrauen darauf, dass man danach nach Hause kommt,
00:39:50: und dass hier eigentlich nur eine Zwischensstation ist,
00:39:54: blicke ich dem ganzen guter Dinge entgegen.
00:39:57: Dann hoffen wir mal, dass das noch sehr, sehr lange dauert.
00:40:00: Ich danke euch sehr herzlich.
00:40:03: Dann würde ich sagen,
00:40:05: wir haben uns jetzt einen neckeren Kaffee mit Kuchen oder Waffeln.
00:40:09: Es gibt immer in Belgische Waffeln im Berghotel verdient.
00:40:12: Dann würde ich jetzt mal die Stopptaste drücken.
00:40:15: Dann vielen Dank an euch beide.
00:40:18: Danke dir.
00:40:21: Es ist für uns ungewöhnlich,
00:40:23: dass uns jemand mal so lange, so intensiv und auch durchdachte Fragen stellt.
00:40:27: Dann klicken wir jetzt mal aufs Knöpfchen.
00:40:30: [Musik]
00:40:37: Das war der Podcast Walk and Talk.
00:40:39: Begegnungen am Berghotel Hoher Knochen.
00:40:42: Vielen Dank für's Zuhören
00:40:44: und bis bald zu einer erholsamen Auszeit bei uns im schönen Sauerland.
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